Persönliche Anschreiben zahlen sich aus
Man sollte eigentlich davon ausgehen, dass es langsam auch der letzte kapiert hat und diese (Entschuldigung) Binsenweisheit langsam eine Selbstverständlichkeit geworden ist. Aber ich selbst erhalte immer noch regelmäßig elektronische Post aus Massenanschreiben. Im besten Fall war es noch der Junior Recruiter, der damit versucht seine täglichen KPI zu erreichen. Im schlechtesten Fall handelt es sich um einen Chatbot. Immer wieder gut zu erkennen an Anreden wie „Lieber Kandidat (m/w/d)“ oder einfach nur „Hallo!“.
Ja, die Digitalisierung im Recruiting ist eine tolle Sache. Aber wir sollten Sie nutzen um uns in unseren täglichen Aufgaben zu unterstützen und nicht zu entlasten und nicht einfach blind Kernaufgaben unserer Tätigkeit an diese abzugeben ohne zumindest das Ergebnis zu kontrollieren. Und es tut mir leid, auch wenn es einige nicht wahrhaben wollen: die zentrale Kernaufgabe von Recruitern und Sourcern ist eben der Kandidatenkontakt. Dennoch überlassen immer noch viel zu viele Unternehmen Amateuren (und in wachsender Anzahl auch unausgereiften Technologien) die Erstansprache und damit eben den ersten, entscheidenden Kandidatenkontakt.
Daher mein Appell: Da. Geht. Mehr!
Mehrwerte anbieten
Dieser
Punkt hängt eigentlich direkt mit Punkt 1 zusammen. Zu einem individuellen
Anschreiben gehört eben auch, einen passenden Job im Angebot zu haben. Wie
viele von euch haben schon Jobs als Praktikanten (m/w/d) oder Junior Recruiter
(m/w/d) angeboten bekommen? Ich selbst wurde bereits als Polier für eine Baustelle angefragt. Zugegeben: ich habe vor ca. 14
Jahren mal den Kranführerschein gemacht, dabei ist es aber auch geblieben und
das geht auch aus meinem Profil hervor.
Zu einem guten Anschreiben gehört jedoch noch einiges mehr. Wir sollten dem
möglichen, zukünftigen Kandidaten (m/w/d) einen Mehrwert bieten. Kennt ihr die folgende Floskel aus diversen
Stellenanzeigen:
„Sie verfügen über mehrjährige Erfahrung in einer vergleichbaren Tätigkeit“
Wo soll hier der Mehrwert sein? Ich soll also ernsthaft eine Bewerbung
schreiben, die Belastung mehrerer Gespräche auf mich nehmen, einen sicher Job
riskieren und zu euch wechseln, um dann bei euch das gleiche zu tun, dass ich
momentan tue? Klingt lächerlich wenn man das so liest, oder?
Ein Mehrwert kann ein Aufstieg in eine höhere Position (z.B. vom Recruiter zum
Senior Recruiter) oder in eine Leitungsfunktion sein. Es kann aber auch ein
bestimmter Aspekt einer Tätigkeit, die den möglichen Kandidaten (m/w/d)
interessieren. Gibt z.B. der Softwareentwickler (m/w/d) an, an dem Thema „Big
Data“ interessiert zu sein, dann kann ein Wechsel in diesen Sektor ebenfalls
einen Mehrwert darstellen. Genauso wie z.B. ein kürzerer Anfahrtsweg, allgemein
bessere Arbeitsbedingungen (Kantine, Home Office, etc. pp.).
Wie bereits an anderer
Stelle erwähnt, werden Sourcer und Recruiter immer mehr zu Marketeers, denn
es ist unser Job bereits beim ersten Kontakt diesen Mehrwert herauszustellen
und zu vermitteln.
Wer lesen kann ist klar im Vorteil!
Um diese Dinge auch zielgerecht an den Mann (oder die Frau) zu bringen, muss ich natürlich auch das Profil desjenigen, welchen ich kontaktiere gelesen haben. Und mit „gelesen“ meine ich nicht „überflogen“. Ich muss mich mit seinem Social Media-Profil genauso beschäftigen, wie z.B. mit Blogbeiträgen usw.. Da kostet Zeit aber die müssen wir bereit sein zu investieren, denn das ist unser Job. Genau an diesem Punkt können übrigens Bots im Recruiting unglaublich gut unterstützen, indem sie z.B. alle nennenswerten Informationen bzw. Quellen zu einem Kandidaten (m/w/d) zusammentragen und ggf. bereits die relevanten Informationen herausfiltern oder zumindest hervorheben.